Christina Richter, Personal-Branding-Strategin, hat gerade ihr Buch «Sichtbare Frauen – So nutzt du Linkedin & Co als Karrierebooster» herausgebracht. Ein perfekter Anlass für einen Austausch mit ihr.
Liebe Christina, Du hast ein Buch verfasst warum Netzwerken heute nicht mehr ohne Plattformen wie LinkedIn oder Xing funktioniert. Ist das face-to-face-Netzwerken tatsächlich tot?
Nein. Aber es ist zu klein gedacht. Und vor allem würde ich das eine nicht vom anderen getrennt betrachten, sondern vielmehr Hand in Hand laufen lassen. Über Plattformen wie LinkedIn kann ich viel mehr Menschen erreichen und vor allem auch Menschen, die ich offline vielleicht nie treffen würde. Ein face-to-face Gespräch ist für mich heute das i-Tüpfelchen des Netzwerkens. Das festigt Business-Beziehungen, die ich online aufgebaut habe. Und es ist zudem wirklich toll, Menschen live zu treffen, die ich vorher nur über LinkedIn kannte.
Einige LinkedIn-User:innne frotzeln schon, dass Linkedin inzwischen zu einer Plattform voller Selbstportraits, Kalendersprüchen und ClickBait mutiert ist. Wie siehst Du das?
Zu diesen LinkedIn-User:innen gehöre ich tendenziell auch – mich stört es auch. Aber eine Plattform spiegelt das Verhalten seiner Nutzer:innen wider. Diese Postings wären nicht so erfolgreich, wenn Menschen diese nicht lesen und liken würden. Was können wir tun, statt zu jammern? Bewusst Content mit Likes und vor allem Kommentaren fördern, bei denen eben nicht das Foto oder die Kalenderweisheit das Beste am ganzen Post ist. Das kann jeder Nutzer:in mit beeinflussen, die wenigsten tun dies allerdings bewusst.
Wie bist Du auf die Idee zu diesem Buch gekommen?
Zum Weltfrauentag 2021 hat der Spiegel eine Auswertung seiner eigenen Beiträge über 12 Monate veröffentlicht, in denen sie namentliche Nennungen analysiert haben. Von insgesamt 135.000 namentlichen Nennungen waren nur 28.000 auf Frauen zurückzuführen. Und ich wollte nicht glauben, dass es so viel weniger weibliche Expertinnen gibt.
Gibt es oft auch nicht – aber es gibt bedeutend weniger sichtbare Expertinnen. Gefördert wird dies auch durch unsere eigene Einstellung zur Sichtbarkeit: «Wer will denn schon hören, was ich zu sagen habe? Sie finden bestimmt jemanden für das Panel, der sich besser auskennt als ich. Ich will meine Arbeit für sich sprechen lassen.» Und genau das war Auslöser für mein Buch.
«Personal Branding kann auch schon in sehr kleinem Rahmen stattfinden»
Ich wünsche mir, dass Frauen nicht aus den falschen Gründen unsichtbar sind. Ein Grund ist die falsche Auffassung von Personal Branding – viele bringen damit eine reine «Me, myself and I» Show in Verbindung. Das ist es aber nicht. Und Personal Branding kann auch schon in sehr kleinem Rahmen stattfinden und kann sehr gut funktionieren. Dafür möchte ich gern Bewusstsein schaffen, damit die nächste Auswertung des Spiegels mindestens eine 50/50 Aufteilung ergibt.
Das Buch ist nun seit dem 8. März auf den Markt. Hast Du schon eine Idee für Dein nächstes Buch?
Nein. Mit diesem Buch habe ich genau das Buch geschrieben, das ich schreiben wollte.
Danke, liebe Christina, für die spannenden Einblicke.
Christina Richter ist Gründerin und Geschäftsführerin des Personal Branding Instituts. Bereits seit 7 Jahren konzentriert sie sich dabei im Wesentlichen auf LinkedIn als Kanal und hat in dieser Zeit 15 Top Voices begleitet. Insgesamt hat sie mehr als 1.500 Personal Brands mitentwickelt und 150+ Führungskräfte rund um das Thema trainiert. Gemeinsam mit ihrem Team gibt Christina ihren Kund:innen die nötige Strategie und die richtigen Werkzeuge an die Hand, sich in ihrem jeweiligen Fachbereich als Thought Leader zu positionieren.
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