Der Unterschied zwischen dem richtigen Wort und dem beinahe richtigen ist der gleiche wie zwischen einem Blitz und einem Glühwürmchen. (Mark Twain)

19.März 2016. Heute ist Equal Pay Day. Leider. Das heutige Datum markiert den Tag bis zu welchem wir Frauen– im Gegensatz zu unseren männlichen Kollegen- rein statistisch in 2014 umsonst gearbeitet haben, da wir durchschnittlich 22% weniger Lohn kassieren.

Der women&work-Blog rief deshalb zu einer Blogparade zum Thema Gehalt auf. Gerne gebe ich hier meine zwei Cent dazu – mit dem Blick durch meine Recruiting-Brille. Warum sind Frauen immer noch gehaltstechnisch benachteiligt? Unter anderem weil Sie sich erst gar nicht auf die spannenden, lukrativen Jobs bewerben. Die Stellenanzeigen sind meist sehr “männlich“ getextet und schrecken Frauen ab. Das Problem der Lohnungleichheit fängt also bereits hier an.

Ich ein paar Tipps gesammelt für Recruiterinnen und Recruiter um attraktiver für Frauen zu texten und die weibliche Zielgruppe zur Bewerbung begeistern um den Pool an interessanten Profilen zu vergrössern – als auch Tipps für Frauen auf Jobsuche.

 

Hier die Tipps für meine Kolleginnen und Kollegen – und für mich als Erinnerungszettel für die nächste Stellentextung:  

  • Sprachliche Symmetrie anstreben! Beide Geschlechter gleich behandeln. Beispielsweise erweckt die Einklammerung der weiblichen Endung –Mitarbeiter(in)– den Eindruck, die weibliche Form sei zweitrangig. Vorzuziehen ist: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter oder die Verwendung geschlechtsneutraler Begriffe (z.B. Person) oder geschlechtsneutraler Pluralbildungen (Studierende, Mitarbeitende).
  • Begriffsbilder hinterfragen! Suchen wir eine Verkäuferpersönlichkeit oder jemand mit Flair fürs Verkaufen?
  • Die richtigen Adjektive wählen! Zielstrebig, durchsetzungsstark, selbstständig, offensiv und analytisch sind Wörter die Frauen von einer Bewerbung abhalten Angesprochen fühlen sich Frauen dagegen von Begriffen wie engagiert, verantwortungsvoll, gewissenhaft und kontaktfreudig. Männer fühlen sich übrigens von den “weiblichen“ Adjektiven gleichermassen angesprochen.
  • Pronomina richtig wählen! Formulierungen, auf die maskuline Pronomen folgen sollten vermieden werden z.B. Gesucht wird jemand, der das Team motiviert. Besser: Gesucht wird eine Person mit Motivationstalent.
  • Männliche Konnotation vermeiden! Beispielsweise „Delegation“ ersetzen durch neutralere/weibliche Wörter wie z.B. „Anleitung“.
  • Neutral bleiben! Nicht: Unterstützung durch Kollegen. Besser: kollegiale Unterstützung
  • Weniger Wunschkonzert! Laut Textung suchen wir die eierlegende Wollmilchsau, viersprachig und mit MBA von einer Top-Uni. Aber eigentlich beinhaltet das gesuchte Profil weit weniger. Wir müssen deutlich machen, welche Anforderungen nur optional sind. Dann steigt auch die Anzahl weiblicher Bewerberinnen.

Und zu guter Letzt:

  • Augen auf! Lasst uns unsere Karriereseiten, Anzeigen und Publikationen kritisch hinterfragen, ob die dort gezeigte Bildwelt nach Quantität und Qualität gerecht zwischen Männern und Frauen aufgeteilt ist.

 

Und hier die Tipps für Bewerberinnen:

  • Stellenausschreibungen nicht so kritisch lesen! Das dort ausgeschriebene Profil ist ein Wunschprofil, dem kaum jemand gerecht werden kann.
  • Überlesen lernen! Frauen tendieren dazu, jede Anforderung als unerlässlich einzustufen. Männer dagegen neigen dazu, fehlende aber geforderte Fähigkeiten zu überlesen.
  • Schneller lesen! Frauen verweilen länger beim Anforderungsprofil als Männer und achten stärker auf geforderte Soft Skills. Und beginnen dann ihre Fähigkeiten zu hinterfragen.

Und das Wichtigste:

  • Traut Euch was zu! Ihr seid qualifiziert! Ihr seid gut! Frauen trauen sich bei gleicher Qualifikation weniger zu als Männer.

 

Einen “Happy“ Equal Pay Day! #EPD2016

Logo-(Equal-Pay-Day)_02

 

Wer mehr zum Thema lesen möchte:

http://www.spiegel.de/karriere/berufsstart/maennliche-formulierung-einer-stellenanzeige-schreckt-bewerberinnen-ab-a-962423.html

http://business24.ch/2014/04/21/frauen-verschenken-bei-bewerbungen-oft-chancen/

http://blog.online-recruiting.net/eye-tracking-so-gestalten-sie-ihre-online-stellenanzeigen-richtig/

Forschungsprojekt der Technischen Universität München (TUM)

Studie von Gaucher, Friesen & Kay (2011)

Und hier noch ein Buchtipp (Oldie, but Goldie) von 2007:

http://amzn.to/2y05BNd